Die Wahrheit über Geheimgänge und Verliese

Spantekow_Angstloch
Angstloch (Zugang zum Verlies) Spantekow (C) Wikipedia / Norbert Radtke

Jede Burg hat ihre Geheimgänge und jedes Verlies ist unter dem Turm, ein Loch von 3m x 3m und 2m bis 4m hoch, so sehen wir es ja in den Hollywoodfilmen. Wirklich? Das Standardwerk des Burgenbaus, „Burgenkunde“ von Otto Piper (von 1919!) gibt einige spannende und auch ernüchternde Details über europäische Burgen des frühen Mittelalters preis:

Geheime Gänge oder gar Labyrinthe gab es wenige. Burgenbauen war teuer und an den Geheimgängen wurde gespart! Die meisten verborgenen Gänge waren in Wirklichkeit Abwasserkanäle. Wenn, dann gab es nur einen, ziemlich geradlinigen „heimlichen Ausgang“ für die Flucht bei Belagerung der Burg. Piper weiß nur von einem Labyrinth unter Burg Pottenstein (Fränkische Schweiz) zu berichten, das aber aus Sicherheitsgründen bereits 1870 zugeschüttet worden sein soll. Schade!

Die meisten Verliese, die man in Hollywood zu sehen bekommt, besitzen den Komfort damaliger Wohnstuben. Dahingegen gibt es in Wahrheit Verliese, die…

• …trichterförmig nach unten zulaufen, so dass sich der Gefangene nicht einmal zum Schlafen hinlegen konnte (Burg Liebenfels, Kärnten).

• …nicht überdacht waren, so dass die Gefangenen ungeschützt Regen und Kälte ausgesetzt waren und wahrscheinlich erbärmlich froren (Hohkönigsburg, Orschwiller, Frankreich).

• …nicht mehr als ein Kasten aus Holzbohlen waren, aufgestellt z.B. in einem Turm oder nicht besonders bewachten Raum.

Gute alte Zeit!